Artifiziell, künstlich, gekünstelt: Warum die Authentizitätskritik an KI ins Leere läuft
Die vermeintliche Künstlichkeit von KI-Inhalten ist längst Realität in der Content-Produktion – wir haben uns nur daran gewöhnt.
Wie authentisch sind die Inhalte, die Du täglich konsumierst? Laut Edelman vertrauen 59% der Verbraucher Marken weniger, wenn KI in der Kommunikation steckt. Diese reflexartige Ablehnung übersieht jedoch eine unbequeme Wahrheit: Die „künstliche“ Inszenierung von Inhalten ist seit jeher Grundprinzip professioneller Content-Erstellung.
Der Mythos der Authentizität in der Medienwelt
Die heftigste Kritik an KI-generierten Inhalten zielt auf ihre angebliche Unechtheit. Aber haben wir tatsächlich jemals „ungeschminkte“ Inhalte im Mainstream erwartet? McKinsey-Studien zeigen, dass Unternehmen mit KI-Branding bis zu 15% mehr Umsatz erzielen – ein klares Zeichen, dass die vermeintliche Künstlichkeit kein Hindernis für Erfolg darstellt.
Vergleichen wir das mit der Inszenierung, die bei herkömmlichen Marketing-Inhalten stattfindet: Auch dort findet eine bewusste Formung statt, um Wirkung zu erzielen. Die Sprache wird optimiert, die Zielgruppe analysiert, die Botschaft inszeniert. Diese Formung ist ein bewusster Akt, der per Definition nicht „ungeschminkt“ sein kann.
Künstliche Bilder: Nichts Neues in der visuellen Welt

Die Kritiker übersehen, dass Künstlichkeit in der visuellen Kommunikation seit Jahrzehnten Alltag ist. Schon vor der KI wurden Bilder und Videos bearbeitet, inszeniert und optimiert. Fotografen und Designer wählen gezielt Ausschnitte, Beleuchtung und Perspektiven, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Die Kritik an „künstlichen“ KI-Bildern ignoriert diese lange etablierte Praxis.
Ist ein stark bearbeitetes Foto authentischer als ein KI-generiertes Bild?
Diese Frage zeigt das Kernproblem: Die Grenze zwischen „echt“ und „künstlich“ war schon immer fließend. Deepfakes und manipulierte Videos sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen und erfordern spezialisierte Tools, aber dasselbe gilt für professionell bearbeitete Medieninhalte. Der Unterschied liegt weniger in der Echtheit als in der Technologie, die dahintersteht.
Musik-Industrie: Künstlichkeit als Erfolgsrezept
Aspekt | Traditionelle Produktion | KI-Unterstützung |
---|---|---|
Entstehungsprozess | Teams aus Textern, Komponisten, Produzenten | Algorithmen und Modelle |
Optimierung | Anpassung an Charts und Zielgruppen | Datenbasierte Muster |
Distribution | Playlists nach Algorithmen | Algorithmen |
Gerade im Bereich der Musik ist die Künstlichkeit längst Normalität. Pop-Produktionen sind hochgradig inszenierte Kunstprodukte, bei denen Lieder von Teams geschrieben und am Computer optimiert werden. Streaming-Dienste berechnen Playlists und verstärken den Trend zu massenkompatibler, oft formelhafter Musik.
Studien zu KI-Modellen wie GPT-3 und DALL-E zeigen, dass ihre Abhängigkeit von Trainingsdaten ähnlich funktioniert wie die Inspiration menschlicher Künstler. Beide greifen auf vorhandenes Material zurück und kombinieren es neu.
Authentizität: Ein Mythos im kommerziellen Content
Die Debatte um die Authentizität von KI-Kunst dreht sich letztlich um die Abgrenzung zwischen menschlicher und maschineller Kreativität. Doch gerade im professionellen Content-Bereich war echte Authentizität nie das primäre Ziel – Wirkung und kommerzieller Erfolg standen immer im Vordergrund.
KI kann Effizienz und Personalisierung steigern, doch die Authentizitätsfrage stellt sich in beiden Fällen – bei menschlichen wie bei KI-gestützten Inhalten. Die Kritik an der Künstlichkeit von KI-Content verkennt, dass wir uns längst an hochgradig optimierte und inszenierte Inhalte gewöhnt haben.
Der entscheidende Punkt: Die emotionale Wirkung eines Inhalts ist nicht zwingend an seine Entstehungsweise gebunden. Ein gut gemachter KI-Content kann genauso berühren wie ein menschlich erstellter – und ein authentisch gemeinter menschlicher Inhalt kann genauso scheitern wie ein misslungener KI-Text.
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